Auch Verzinsliches Wertpapier, Straight Bond oder Plain Vanilla Bond
engl. Bond
Eine Anleihe ist eine festverzinsliche Schuldverschreibung, welche von einem Unternehmen oder einem Staat emittiert wird, um Fremdkapital über die Börse aufzunehmen. Wird die Anleihe von einem Staat emittiert, so handelt es sich um eine Staatsanleihe, wird sie von einem Unternehmen emittiert, so handelt es sich um eine Unternehmensanleihe. Gemeinsam haben jedoch beide Formen, dass sie für den Anleger einen Rückzahlungsanspruch des gesamten investierten Kapitals plus eine jährliche Zinszahlung verbriefen.
Funktionsweise einer Anleihe
Die Höhe der laufenden Zinszahlungen wird durch den Kupon der Anleihe festgelegt. Kauft der Anleger Anleihen im Nominalwert von 1000 Euro mit einem Kupon von 5,5 %, so erhält er jedes Jahr eine Zinszahlung in Höhe von 55 Euro und bei Fälligkeit der Anleihe die letzte Kuponzahlung plus den Nominalwert in Höhe von 1000 Euro. Steht eine Anleihe z.B bei 105 Prozent, so muss der Käufer der Anleihe für einen Nominalwert von 1000 Euro 1050 Euro bezahlen. Nach Ende der Laufzeit erhält der Käufer vom Emittenten jedoch nur den Nominalwert in Höhe von 1000 Euro zurück. Durch die zwischenzeitlichen Zinszahlungen wird der Kursverlust von 50 Euro jedoch wieder wettgemacht, solange die Anleihe noch über eine entsprechend lange Laufzeit verfügt und somit die Kuponzahlungen den erhöhten Kaufpreis – welcher über dem Rückzahlungswert lag – noch ausgleichen können. In Deutschland werden Zinsen einmal jährlich bezahlt, im Ausland jedoch oftmals halbjährlich oder vierteljährlich.
Kursentwicklung einer Anleihe
Der Kurs der Anleihe verhält sich entgegengesetzt zu dem aktuellen Zinsniveau. Steigen am Markt die Zinsen, so fallen allgemein die Anleihenkurse, fallen hingegen die Marktzinsen, so steigen allgemein die Anleihekurse. Dementsprechend verhält es sich auch mit der Anleihe selbst.
Bei fallenden Anleihekursen steigt für potenzielle Neukäufer die Effektivverzinsung, wohingegen bei steigenden Anleihekursen die Effektivverzinsung für potenzielle Käufer fällt.
Anders als bei Aktien, ist der Anleger durch den Kauf von Anleihen kein (Mit-)Eigentümer des Unternehmens. Bei der Anleihe handelt es sich schließlich um eine Art Kredit, mit dem Unterschied, dass die Anleihe zum Nominalwert von 100 Prozent bei Ende der Laufzeit auf einmal zurückgezahlt wird. Zusätzlich wird eine Anleihe im Unterschied zu einem Kredit öffentlich begeben und kann jederzeit über die Börse ge- und verkauft werden. Der Kurs einer Anleihe wird dabei vor allem von der Umlaufrendite und der Bonität des Schuldners geprägt. Die Einflussfaktoren auf das Zinsniveau der Anleihe sind hingegen umfangreicher und bestehen vor allem aus der Inflationsentwicklung, der Geldpolitik als auch der Fiskalpolitik.
Fallende Anleihekurse werden oftmals durch höher als zuvor erwartete Wirtschaftwachstumsraten und Inflationsraten ausgelöst.
Neben der Bonität des Schuldners hat auch die Laufzeit der Anleihe großen Einfluss auf die Kursentwicklung als auch auf die Höhe des Zinssatzes. Allgemein, gilt, dass je länger die Laufzeit der Anleihe, desto höher der Kupon, da die Finanzstabilität und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens oder eines Staates für die nächsten 30 Jahre weniger zuverlässig vorhergesagt werden kann als für die nächsten 2 Jahre. Investoren, die dem Staat oder Unternehmen somit Geld für 30 Jahre leihen und eben nicht nur für 2 Jahre, wollen für das höhere Risiko auch einen Ausgleich in Form eines höheren jährlichen Zinssatzes erhalten. In Zeiten von steigenden Inflationsraten fallen oft die Kurse von Anleihen. Dann reagieren jedoch Anleihen mit langer Laufzeit (10-30 Jahre) oftmals sensibler als Anleihen mit kurzer Laufzeit (bis 2 Jahre) auf die steigende Inflation. Langlaufende Anleihen reagieren ohnehin sensibler auf makroökonomische Daten und Nachrichten als Anleihen mit einer kurzen Laufzeit.
Je länger die Laufzeit einer Anleihe, desto höher die Schwankungsintensität ihres Kursverlaufes.
Anleihen in Fremdwährungen
Erwirtschaftet der Emittent der Anleihe seine Erträge in einer anderen Währung als die Währung der Anleihe, so ist er zusätzlich dem Wechselkursrisiko ausgesetzt. Das Unternehmen erwirtschaftet seine Gewinne komplett in USD, die Anleihe lautet jedoch auf Euro. Wertet nun der USD gegenüber dem Euro ab, muss die Anleihe in immer teurer werdenden Euros bedient und letztlich auch zurückgezahlt werden. Ebenso besteht für den Anleger das Währungsrisiko, wenn er eine sogenannte Fremdwährungsanleihe kauft. Dies ist eine Anleihe, welche in einer Währung notiert, die nicht seiner Heimatwährung entspricht. Die Effektivverzinsung hängt dann nämlich auch von der Entwicklung der Fremdwährung gegenüber seiner Heimatwährung ab. Allgemein gibt es viele verschiedene Arten von Anleihen. So zum Beispiel auch die inflationsindexierte Anleihe, bei der die Kuponzahlungen als auch der Rückzahlungsbetrag an die Inflationsentwicklung des Landes / Währungsraumes gekoppelt sind.