Ein Carry Trade ist ein Zinsdifferenzgeschäft, bei dem ein Kredit in einer niedrig verzinsten Währung aufgenommen wird, um dieses Geld anschließend in eine höher verzinste Währung anzulegen. Es wird somit das Zinsgefälle von zwei verschiedenen Währungen ausgenutzt, um so eine positive Rendite zu erzielen. Bei Carry Trades können die erzielten Gewinne, welche durch den Zinsunterschied entstanden sind, jedoch von Währungsverlusten ‚aufgefressen‘ werden. Ebenso können natürlich auch zusätzlich Währungsgewinne erzielt werden, wenn die Währung, in der das Geld angelegt wird, zu der Währung, in der ein Kredit aufgenommen wurde, aufwertet. Die auf dem Papier zunächst erzielte positive Zinsdifferenz ist somit keine fixierte Rendite, sondern unterliegt während der Zeit des Carry Trade dem Wechselkursrisiko.
Beispiel 1
Es wird ein Kredit in der japanischen Währung Yen aufgenommen. Für diesen Kredit muss der Anleger lediglich 1 % Zinsen pro Jahr bezahlen. Die Yen-Geldsumme wird anschließend sofort in brasilianische Staatsanleihen investiert, welche somit auf die Währung Brasilianische Real lauten. Der Anleger besitzt nun brasilianische Staatsanleihen in seinem Depot, die ihm folglich auch in Brasilianische Real angezeigt und verrechnet werden. Für diese Kapitalanlage erhält der Anleger nun 6 % Zinsen pro Jahr. Bleibt nun der Wechselkurs Yen / BRL während der Laufzeit gleich, erzielt der Investor eine jährliche Rendite von 5 %. Wertet aber der Brasilianische Real gegenüber dem Yen ab, erleidet der Investor Währungsverluste, was zu insgesamt hohen Verlusten bei dieser Spekulation führen kann. Wertet nämlich der Real gegen den Yen während des Carry Trade ab, hat der BRL-Geldbetrag nach Rückabwicklung einen geringeren Wert in Yen als zu Beginn des Geschäftes.
Beispiel 2
Es wird ein Kredit in Höhe von 100 000 Euro zum Zins von nur 1 % aufgenommen. Mit dem Geld werden auf britische Pfund lautende Staatsanleihen mit einer Verzinsung von 5 % gekauft. Die Anleihen haben anfangs einen Wert von 50 000 GBP. Zu Beginn lag der Wechselkurs GBP / EUR bei 2, dies bedeutet für 1 GBP wurden 2 Euro gezahlt bzw. für 1 Euro erhielt man 0,5 GBP. Wertet nun jedoch das Pfund um 10 % ab und fällt somit auf 1,80 Euro pro Pfund, sind die Anleihen über 50 000 GBP nur noch 90 000 Euro wert. Der Investor hat somit Wechselkursverluste in Höhe von 10 000 Euro erlitten. Allerdings sind dabei noch nicht die Zinszahlungen eingerechnet, welche die Währungsverluste ausgleichen können. Jedoch finden die Zinszahlungen auch in Pfund statt und haben bei einer Pfund Abwertung auch einen geringeren Wert in Euro. Jedoch bei gleichbleibenden Wechselkursen während und am Ende Laufzeit erzielt der Investor eine Rendite von 4 %.
Das Abwertungsrisiko beim Carry Trade ist jedoch in der Regel hoch, denn nicht umsonst werden in einem anderen Land deutlich höhere Zinsen bezahlt. In der Vergangenheit kam es jedoch oft vor, dass zu Anfang einer Hochzinsphase (Zinsen werden schrittweise angehoben) der Kurs der Währung steigt, da viele Anleger in dieser Währung anlegen möchten, deshalb die Nachfrage nach der Währung steigt und somit letztendlich der Kurs der Währung steigt. Würde im zweiten Beispiel der Kurs des britischen Pfundes steigen, würde der Anleger neben den Zinseinnahmen zusätzlich noch einen Währungsgewinn realisieren. In der Theorie jedoch sollte eine Anlage in EUR denselben Ertrag erzielen wie eine Anlage in GBP mit späterem Rücktausch in EUR. Dass dies jedoch nicht immer in der Praxis der Fall ist, ermöglicht erst den Carry Trade.