Steigende Zinsen – Wer profitiert / wer leidet - PrudentWater
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Steigende Zinsen – Wer profitiert / wer leidet

Steigende Zinsen am Markt und an der Börse treten innerhalb eines Konjunkturzyklus dann auf, wenn die Wirtschaft einen Aufschwung sowie eine anschließende Hochkonjunktur erfährt. Die Zinssteigerungen geschehen jedoch in der Regel stufenweise und richten sich mitunter stark an die aktuelle Inflationsrate in dem jeweiligen Währungsraum. Nun gibt es gleichermaßen Unternehmen, Personengruppen und Wertpapierarten, die von steigenden Zinsen profitieren oder aber auch darunter leiden:

Verlierer von steigenden Zinsen


Unternehmen mit bereits hoher Verschuldung

Unternehmen, die bereits stark verschuldet sind, werden unter dem ansteigenden Zinsniveau leiden. Nun müssen sie ihre auslaufenden Kredite oder Anleihen durch neue, dann jedoch höher verzinste Anleihen oder Kredite ersetzen. Ebenso sind direkt Schuldner betroffen, die einen sogenannten Roll-Over-Kredit aufgenommen haben. Dieser wird nämlich periodisch an die aktuelle Zinsentwicklung angepasst. Um Einblick in die Kapitalstruktur eines Unternehmens zu erhalten, wird der Verschuldungsgrad als auch das Net Debt/EBITDA herangezogen. Vor allem gilt dies für Versorger, die oftmals hoch verschuldet sind und für die die Kapitalkosten inmitten eines steigenden Zinsniveaus teilweise stark ansteigen würden. Eine Konsequenz kann daraufhin eine Kürzung der Dividende sein.

Stark überbewertete Unternehmen

Steigende Zinsen führen zu höheren Finanzierungskosten, wodurch hoch verschuldete Unternehmen weiter an finanzieller Stabilität einbüßen, da ihre Zinslast schrittweise steigt und als Konsequenz dessen deren Aktienkurse oftmals nachgeben. Stark überbewertete (Technologie-) Unternehmen hingegen haben aus Mangel an Alternativen von dem niedrigen Zinsniveau profitiert. Dieser Vorteil wird ihnen nun aber genommen, weshalb auch diese Anlageklasse oftmals unter steigenden Zinsen leidet. Wachstumsorientierte Unternehmen werden ebenfalls besonders unter steigenden Zinsen leiden. Denn zukünftig müssen diese Unternehmen für ihre Kredite, welche sie für ihr Wachstum dringend benötigen, höhere Zinsen zahlen. Außerdem leiden hochbewertete und schnell wachsende Unternehmen besonders stark, weil steigende Zinsen den aktuellen Wert ihrer prognostizierten zukünftigen Cashflows mindern.

Anleihen mit einem festen Kupon

Allgemein fallen die Kurse von Anleihen, sobald der Marktzins steigt. Anleger, die ein Portfolio ausgerichtet auf festverzinste Anleihen besitzen, leiden zunächst unter einem steigenden Zinsniveau in Form von Kursverlusten bei den im Depot befindlichen Anleihen. Da der Zusammenhang zwischen Zinsen und Anleihenkurse entgegengesetzt verläuft, wird sich der Wert ihrer Anleihen zunächst verringern, langfristig jedoch werden Anleihen sich immer wieder ihrem Nominalwert (100 %) annähern, da Anleihen auch bei Fälligkeit zu diesem Kurs vom Emittenten zurückgenommen und somit getilgt werden. Es gilt das Prinzip, wenn Zinsen steigen, Anleihenkurse fallen und andersherum Anleihenkurse steigen, wenn die Zinsen fallen.

Immobilienaktien

Die Kurse von Immobilienaktien, offenen Immobilienfonds und Real Estate Investment Trust leiden oftmals unter einem steigenden Zinsniveau. Der Grund liegt in erster Linie darin, dass mit einem steigenden Zinsniveau auch die Kapitalkosten von Immobilienunternehmen steigen. Auf Fremdkapital sind sie jedoch angewiesen, um jederzeit neue Immobilienkäufe finanzieren zu können. Gleichzeitig können sie die gestiegenen Kapitalkosten jedoch nicht einfach an ihre Kunden in Form von höheren Mieten weitergeben, da Mieten oftmals bei Abschluss für einen längeren Zeitraum festgesetzt sind. Darunter leidet dann letztendlich die Gewinnmarge der Immobilienunternehmen. Eine Anpassung der Mietpreise an das gestiegene Zinsniveau findet somit erst immer verzögert statt. Weniger davon betroffen sind beispielsweise Immobilienfonds, deren Portfolio aus Hoteleinheiten besteht, da Hotels flexibler in der Preisgestaltung sind und steigende Kapitalkosten an ihre Kunden in Form von höheren Übernachtungspreisen relativ schnell weitergeben können.

Emittenten von Floater

Für Unternehmen, die in Relation zu ihrer Gesamtverschuldung einen hohen Anteil an Floatern emittiert haben, wächst mit dem steigenden Zinsniveau auch die Zinslast. Floater sind Anleihen, bei denen kein fester, sondern ein variabler Zinssatz gezahlt wird, welcher sich wiederum an einen Referenzzinssatz wie dem EURIBOR richtet. Steigen nun die Zinsen am Markt, so erhöhen sich für die jeweiligen Unternehmen auch die Kuponzahlungen auf diese Floater. Von nun muss das Unternehmen den Anleihenkäufern periodisch höhere Zinsen auszahlen, da der Kupon dieser Anleihen sich mit dem EURIBOR entwickelt.

Gewinner von steigenden Zinsen


Pensionskassen und Pensionsfonds

Pensionskassen und Pensionsfonds profitieren von steigenden Zinsen, denn dadurch erhöhen sie schlicht ihre Zinseinnahmen und sind folglich besser in der Lage, den Zahlungsverpflichtungen gegenüber den ehemaligen Einzahlern nachzukommen. Pensionskassen verwalten das Vermögen und zahlen es später in Form von Altersrenten an die dann Ruheständler aus. Pensionskassen sind jedoch übergewichtet stark in festverzinsliche Anleihen investiert, weshalb sie mittel- bis langfristig von steigenden Zinsen profitieren.

Banken und Finanzinstitute

Vor allem Banken profitieren von steigenden Zinsen, da sie die Zinsen für neu vergebene Kredite schneller erhöhen können als im Vergleich zu jenen Zinsen, welche sie selbst auf die Einlagen (Tagesgeld & Festgeld) ihrer Kunden zahlen müssen. Der Zins für neu vergebene Kredite steigt zusammen mit dem jeweiligen Leitzins des Währungsraumes, wohingegen der Zins für Tagesgeld- und Festgeldeinlagen ihrer Kunden oftmals deutlich hinterherhinkt. Steigt das Zinsniveau an, so weitet sich dementsprechend der Zinsüberschuss der Finanzinstitute aus. Dieser ist die Differenz zwischen dem Zins, welchen Banken für ausgebende Kredite verlangen und jener Zins, welchen Banken ihren Kunden für ihre Einlagen bieten. Es ist also die Differenz zwischen dem Zinsertrag und Zinsaufwendung und wird auch Zinsmarge genannt. Noch stärker profitieren Banken dann, wenn ihr Kreditportfolio zu einem vergleichsweise großen Anteil aus variabel verzinslichen Krediten besteht, denn dann können Banken den Zins für vergebene Kredite dem steigenden Zinsniveau periodisch anpassen. Steigen die Zinsen jedoch zu schnell an, kann dies wiederum zu Kreditausfällen führen, da dann Schuldner möglicherweise nicht mehr in der Lage sind, die steigende Zinslast zu tragen und ihre Kredite fristgerecht zu tilgen. Ein stufenweises und nicht ruckartiges ansteigendes Zinsniveau ist deshalb oft am profitabelsten für Banken.


Als Privatanleger von steigenden Zinsen profitieren

Privatanleger und Investoren haben auch die Möglichkeit von steigenden Zinsen zu profitieren. Dazu können sie die bereits erwähnten Floater kaufen. Bei diesen variabel verzinslichen Anleihen wird ein Basiszinssatz gezahlt plus ein variabler Zinssatz, der sich nach einem Referenzzinssatz wie zum Beispiel dem EURIBOR richtet. Dieser variable Zinssatz wird regelmäßig in periodischen Zeitabständen an das aktuelle Zinsniveau in dem jeweiligen Währungsraum angepasst. Außerdem können Anleger Bankaktien oder aber, um das Risiko zu streuen, einen ETF auf einen Bankindex kaufen. Steigen die Zinsen am Markt nachhaltig und langfristig, so erhöht sich für die Banken der Zinsertrag, sprich der Gewinn der Banken steigt. Eine weitere direkte Möglichkeit ist der Kauf von Short-Derivaten auf den Euro Bund Future. Dies ist eine gewinnbringende, jedoch auch sehr risikoreiche Variante, um von steigenden Zinsen zu profitieren. Mit Short-Derivaten wird allgemein auf fallende Kurse spekuliert. Bei steigenden Zinsen in Deutschland fällt der Kurs des Euro Bund Future und der Kurswert der Short-Derivate erhöht sich. Steigt jedoch der Kurs des Euro Bund Future, so kann der Anleger mit den gekauften Derivaten einen Totalverlust erleiden.