Pfadabhängigkeit - Verständlich erklärt - PrudentWater
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Pfadabhängigkeit

engl. Path Dependence

Ein wichtiger und von Anlegern gelegentlich unterschätzter Einflussfaktor auf die Entwicklung eines Short-ETF oder eines gehebelten ETF ist die Pfadabhängigkeit. Ein Short-ETF soll die Entwicklung eines Basiswertes spiegelverkehrt abbilden. Fällt beispielsweise der DAX, so soll der Short-Dax-ETF entsprechend steigen, steigt hingegen der DAX, so soll der Short-ETF entsprechend fallen. In der Praxis findet die Abbildung jedoch nicht 1:1 statt. Es findet eine Abweichung zwischen Short-ETF und Basiswert statt. Der Grund für die Abweichung in der Entwicklung ist, dass die Berechnung prozentual und jeden Tag neu stattfindet.

Pfadabhängigkeit bei einem Short-ETF

Der DAX fällt beispielsweise an einem Handelstag um 2 % von 10 000 Punkte auf 9800 Punkte. Somit steigt der Short-ETF um 2 % bei einem Ausgangwert von 100 Euro auf 102 Euro. Am darauf folgenden Börsentag steigt der DAX jedoch wieder auf 10 000 Punkte. Somit ist zunächst beim DAX die Ausgangsposition wiederhergestellt. Um diese zu erreichen, musste er jedoch um 2,04 % zulegen, da er von den 9800 Punkten eine Steigerung von 2,04 % benötigte, um wieder auf 10 000 Punkte zu steigen. Der Short-ETF bildet nun jedoch die prozentuale tägliche Veränderung des Basiswertes ab und genau darin liegt das Problem und der große Nachteil von Short-ETFs. Der Short-ETF berücksichtigt somit nicht den Punktestand des Basiswertes, sondern die prozentuale Veränderung des Basiswertes. Da nun der DAX um 2,04 % zugelegt hat, fällt der Short-ETF entsprechend um 2,04 %, was bei einem ETF-Kursstand von 102 Euro 2,08 Euro bedeutet. Somit ist der neue Kursstand des ETF 99,92 Euro, während der DAX unverändert bei 10 000 Punkten notiert. Der Anleger hat somit bereits einen Verlust von 0,08 % erlitten, obwohl sich der Basiswert auf dem gleichen Stand wie beim Kauf des Short-ETF befindet. Diese 0,08 % mögen nun gering erscheinen, dieser Vorgang wiederholt sich jedoch in regelmäßigen Abständen, wodurch es in schwankungsstarken Märkten zu einer starken Abweichung zwischen Basiswert und Short-ETF kommen kann. Je intensiver der Basiswert auf der Stelle tritt, desto negativer wirkt sich dies auf die Entwicklung des Short-ETF aus. Fällt der Basiswert jedoch über einen längeren Zeitraum konstant, kann durch die Pfadabhängigkeit ein zusätzlicher Gewinn realisiert werden, da dann der Short-ETF einen stetig höheren Wert annimmt. Fällt der Basiswert des Short-ETF also konstant und täglich über mehrere Tage / Wochen, so profitiert der Anleger von der Pfadabhängigkeit und erzielt zusätzliche Gewinne.

Aufgrund der Pfadabhängigkeit eignen sich Short-ETFs und gehebelte ETFs nicht für die mittel- bis langfristige Geldanlage, sondern dienen eher als kurzfristige Spekulationsvehikel.

Pfadabhängigkeit bei einem gehebelten ETF

Ein gehebelter ETF verhält sich ähnlich, da auch hier die Berechnung prozentual und jeden Tag neu stattfindet. Steigt der DAX wieder um 2 % von 10 000 Punkte auf 10 200 Punkte an, steigt ein zweifach gehebelter Long-ETF zeitgleich von 100 Euro auf 104 Euro an. Am darauf folgenden Tag fällt der DAX jedoch wieder auf das Ausgangsniveau von 10 000 Punkte zurück und somit um 1,96 Prozent. Nun fällt der zweifach gehebelte ETF jedoch um 3,92 Prozent. Bei einem Vortageskurs von 104 Euro fällt er somit zurück auf 99,92 Euro zurück. Auch hier erleidet der Investor aufgrund der Pfadabhängigkeit einen Verlust, obwohl sich der Basiswert innerhalb der gewählten Zeitspanne nicht verändert hat. Auch hier gilt, dass sich in einem anhaltenden Seitwärtstrend signifikante Verluste aufsummieren, welche ausschließlich zulasten des Investors gehen. Short-ETFs und gehebelte ETFs sind somit eher für kurzfristige Engagements geeignet, als langfristige Investments sollten diese jedoch nicht genutzt werden.