Verschuldungsgrad - PrudentWater
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Verschuldungsgrad

engl. Debt to Equity Ratio

Der Verschuldungsgrad soll Aufschluss über die finanzielle Stabilität eines Unternehmens geben. Die Kennzahl gibt das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital wieder und zeigt somit auf, in welcher Relation beide Posten in der Bilanz zueinander stehen. Der Verschuldungsgrad kann dem Anleger somit Einblick in die Kapitalstruktur des Unternehmens geben.


Berechnung

Verschuldungsgrad


Liegt die debt to equity ratio beispielsweise bei 1.5, so bedeutet dies, dass für jeden Euro, welchen das Unternehmen an Eigenkapital besitzt, es 1,50 Euro an Schulden aufweist. Bei einer Eigenkapitalgröße von 100.000 Euro hätte das Unternehmen demnach 150.000 Euro Schulden, dies bedeutet jedoch nicht, dass das Unternehmen auch gleichzeitig negatives Eigenkapital aufweist. Trotzdem ist bei einem Verschuldungsgrad von größer als 1 die Mehrheit des Gesamtvermögens durch Schulden finanziert. Ist die Kennzahl jedoch kleiner als 1.0, so ist das Vermögen mehrheitlich durch Eigenkapital finanziert. Liegt die debt equity ratio genau bei 1.0, so teilt sich das Gesamtkapital in 50 % Eigenkapital und 50 % Fremdkapital auf.

Fehlberechnungen

Es gibt jedoch mehrere Wege den Verschuldungsgrad zu berechnen, weshalb der Wert nie einzige Grundlage eines Investments sein sollte. So ziehen manche Investoren und Finanzdienstleister nur die langfristigen Verbindlichkeiten heran, Fremdkapital mit einer Laufzeit von weniger als 12 Monaten wird dann in der Berechnung nicht berücksichtigt. Der Grund dafür liegt darin, weil kurzfristige Verbindlichkeiten einerseits weniger riskant sind und andererseits niedrigere Zinsen aufweisen und somit für das Unternehmen günstiger sind. Ebenso werden teilweise ausschließlich die zinstragenden langfristigen als auch kurzfristigen Verbindlichkeiten herangezogen, um den Verschuldungsgrad zu berechnen.

Interpretation

In ein Unternehmen mit einem hohen Verschuldungsgrad zu investieren ist risikoreicher, da für solche Unternehmen vor allem in Zeiten steigender Zinsen die Zinslast zunehmend steigt. Anleger sollte deshalb vor dem Aktienkauf stets die Verschuldung des Unternehmens prüfen und hinterher auch weiterverfolgen. Ist das jeweilige Unternehmen nämlich bereits relativ hoch verschuldet und steigt dann das allgemeine Zinsniveau an, so belastet dies vor allem Unternehmen mit einem hohen Verschuldungsgrad, was sich dann oftmals in einem sinkenden Aktienkurs ausdrückt. Auch eine abschwächende Konjunktur oder Rezession kann für Unternehmen mit einem hohen Verschuldungsgrad schwerer zu überwinden sein bzw. sogar sehr gefährlich werden, da in diesen Zeiten die Umsatzerlöse und auch das EBITDA rückläufig sind. Trotzdem müssen weiterhin die Zinsen auf die hohen Schulden bezahlt werden, wodurch dann eine drohende zahlungsunfähigkeit bei Unternehmen mit hohen debt equity ratios wahrscheinlicher wird als bei finanziell gesunden Unternehmen. Auch wenn es von Sektor zu Sektor unterschiedlich bewertet werden muss, gelten debt equity ratios von über 1.5 als zu hoch. Als optimal angesehen werden können Kennzahlen zwischen 0.4 – 0.8. Versorgeraktien sind davon jedoch ausgeschlossen, da diese in der Regel deutlich höher verschuldet sind, dafür dann jedoch auch zuverlässigere und konstantere Umsatzerlöse erzielen als Unternehmen aus der Industrie oder IT.

Art der Verschuldung

Es kommt jedoch niemals nur auf die Höhe der debt to equity ratio an, sondern auch darauf, welche Art von Schulden das Unternehmen aufgenommen hat. Zunächst gilt grob, dass die langfristigen Finanzverbindlichkeiten nicht mehr als 50 % des Gesamtkapitals ausmachen sollten. Darüber hinaus ist für die finanzielle Stabilität des Unternehmens auch die konkrete Art der offenen Verbindlichkeiten wichtig. Diese sind zu unterteilen in festverzinsliche und variabel verzinsliche Verbindlichkeiten, letztere auch Roll-Over-Kredite und Floater genannt. In Zeiten eines steigenden Zinsniveaus steigt für Unternehmen mit einem verhältnismäßig hohen Anteil an variablen Verbindlichkeiten schrittweise auch die Zinslast an, wohingegen in Zeiten fallender Zinsen Unternehmen mit vermehrt variablen Verbindlichkeiten von dem aktuell niedrigen Zinsniveau profitieren können. Somit ist nicht nur ausschließlich die Höhe des Verschuldungsgrades entscheidend, sondern auch wie genau sich die Schulden des Unternehmens zusammensetzten. In dem Jahresabschluss eines jeden Unternehmens wird dieses konkret aufgeschlüsselt.

Bewertungskennzahl in Bezug auf Finanzinstitute

Für Banken und Versicherungen kann der Verschuldungsgrad nicht angewendet werden, da es in keiner Weise ausdrucksfähig ist. Das Geschäftsmodell von Banken und Versicherungen besteht eben darin, mit fremden Geld zu arbeiten und mit Geld anderer Leute Geld zu verdienen. Jenes Geld, das Banken und Versicherungen anvertraut wird, muss in den Bilanzen als Fremdkapital verbucht werden. Da die Bilanzen von Finanzinstituten zu einem erheblichen Anteil aus Fremdkapital bestehen, fällt der Verschuldungsgrad von Banken und Versicherungen immer sehr unrealistisch hoch aus und hat keine Bedeutung und Aussagekraft.