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Die Einflussfaktoren auf die Wechselkurse

ZENTRALE KERNAUSSAGEN

  • Der Wechselkurs ist einer der wichtigsten Bestimmungsfaktoren für die wirtschaftliche Gesundheit eines Landes. Deshalb gehören Wechselkurse zu den am meisten beobachteten, analysierten und von der Regierung manipulierten wirtschaftlichen Größen.
  • Eine steigende Währung macht die Importe eines Landes günstiger, gleichzeitig jedoch werden die Exporte des Landes für ausländische Abnehmer teurer. Eine fallende Währung hingegen erhöht die Importkosten eines Landes, verbilligt dafür jedoch die exportieren Waren für ausländische Käufer.
  • Einen hohen Einfluss auf die Entwicklung von Währungen hat der Außenhandel, die Zinsentwicklung sowie die Fundamentaldaten eines Landes. Politische Ereignisse sowie die technische Analyse spielen hingegen eher eine untergeordnete und meist kurzfristige Rolle.

Währungen werden weltweit am nicht lokalisierbaren Devisenmarkt gehandelt, welcher der mit Abstand größte Finanzmarkt der Welt ist. Aktuell im Jahr 2024 werden am Devisenmarkt täglich mehr als 6.5 Billionen US Dollar umgesetzt. Dabei nehmen die Leitwährungen (USD, Euro Yen, Pfund) den größten Anteil ein. Im Gegensatz zum Aktienmarkt ist der Devisenmarkt 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag geöffnet. Dadurch kann garantiert werden, dass im Wechselkurs stets alle aktuellen Daten und Nachrichten eingepreist sind. Die Einflussfaktoren auf den Wechselkurs sind dabei jedoch vielfältig. Wie sehr die einzelnen Faktoren auf den Wechselkurs Einfluss nehmen, kann von keinem Finanzinstitut oder Analysten genau bestimmt und vorhergesagt werden. Trotzdem wird die Währung eines Landes mittel-bis langfristig von verschiedenen Faktoren und Ursachen beeinflusst:

Außenhandel

Außenhandel betreibt ein Land dadurch, dass es Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert und ebenso Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland importiert. Für die Exporte erhält das Land ausländische Währungen, auch Devisen genannt, welche es anschließend in die heimische Währung umtauschen oder als Devisenreserven einbehalten kann. Um Importe zu bezahlen, muss hingegen zunächst die ausländische Währung des Handelspartners gekauft werden. Dazu wird die heimische Währung in die jeweilige ausländische Währung gewechselt, um anschließend die Importe in fremder Währung bezahlen zu können. Alle Importe und Exporte werden in der Handelsbilanz eines Landes verzeichnet. Je mehr ein Land nun exportiert, desto mehr wird die Nachfrage nach der eigenen Währung ansteigen und folglich mit steigender Nachfrage wird auch der Kurs der heimischen Währung steigen. Je höher nun also der Handelsbilanzüberschuss, desto positiver beeinflusst dies die heimische Währung gegenüber der Fremdwährung. Andersherum, je größer das Handelsbilanzdefizit, desto stärker belastet dies die heimische Währung, da das Land nun gezwungen ist, mehr an heimischer Währung zu verkaufen, um die Importe (notierend in fremder Währung) bezahlen zu können. Dieser Verkauf der heimischen Währung beeinflusst dann jedoch negativ den Wert der eigenen Währung gegenüber der jeweiligen Fremdwährung. Somit besteht mittel- bis langfristig ein Zusammenhang zwischen dem Außenhandel eines Landes und dessen Währungsentwicklung.

Ein Handelsbilanzdefizit zeigt, dass das Land mehr für den Außenhandel ausgibt, als es einnimmt und dass es sich Kapital aus dem Ausland leiht, um das Defizit auszugleichen. Das Land benötigt mehr Devisen, als es durch den Verkauf von Exporten einnimmt und es liefert zeitgleich mehr eigene Devisen als das Ausland für seine Produkte nachfragt. Der Nachfrageüberhang nach ausländischer Währung senkt den Wechselkurs der heimischen Währung bis inländische Waren und Dienstleistungen für Ausländer billig genug sind und ausländische Waren für inländische Importeure zu teuer geworden sind, um damit im Inland noch einen Gewinn zu erzielen.

Außerdem und unabhängig davon ist zu beachten, dass die Währung eines Landes oftmals mit der Preisentwicklung des Hauptexportgutes des Landes korreliert. Für Russland, Norwegen oder Saudi Arabien gilt somit der Preis für Rohöl oder Erdgas als Referenz, für Brasilien oder Kolumbien zusätzlich der Preis für Kaffee. Dies hat den ganz einfachen Grund, dass mit fallenden Preisen der wichtigsten Exportgüter eines Landes gleichzeitig die Staatseinnahmen sinken, wodurch wiederum die finanzielle Stabilität des Landes geschwächt wird.

Zinsdifferenz

Die Zinsdifferenz beschreibt, dass sich das Zinsniveau in den beiden involvierten Ländern eines Währungspaares unterscheidet und Anleger versuchen, aus dieser Zinsdifferenz durch ein entsprechendes Zinsdifferenzgeschäft oder aber durch den Carry Trade einen Gewinn zu erzielen. Diese Ausnutzung beider Finanzgeschäfte beeinflusst dabei automatisch den Wechselkurs. Liegt beispielsweise das Zinsniveau im Euroraum bei 1,00 Prozent, in den USA jedoch bei 3,00 Prozent, möchten Anleger aus dem Euroraum von den höheren Zinsen in den USA profitieren, indem sie ihr Geld in US Dollar-Anlagen investieren. Dies geschieht dann oftmals durch den Kauf von US-Staatsanleihen. Mit dieser Transaktion kaufen Anleger gleichzeitig den US Dollar und verkaufen den Euro. Die Nachfrage nach US Dollar steigt somit aufgrund des höheren Zinsniveaus in den USA, wodurch die Währung US Dollar gegenüber dem Euro auf. Der USD wertet nun so lange auf wie Anleger davon ausgehen, dass der zusätzliche Zinsgewinn durch die Anlage in USD nicht durch einen möglicherweise anschließenden Währungsverlust wieder zunichtegemacht wird. Der Währungsverlust würde so aussehen, dass der USD gegenüber dem Euro an Wert verliert und Anleger bei Rückabwicklung der USD-Anlage eine geringere Euro-Summe erhalten als ursprünglich investiert. Anleger aus dem Euroraum hätten dann nicht mehr den Zinsvorteil von den in dem Beispiel genannten 2 Prozent und würden folglich weniger in den US Dollar investieren.

Höhere Zinssätze bieten Kreditgebern in einer Volkswirtschaft eine höhere Rendite im Vergleich zu anderen Ländern. Daher ziehen steigende Zinssätze ausländisches Kapital an und lassen den Wechselkurs aufwerten. Die Auswirkungen höherer Zinssätze werden jedoch abgeschwächt, wenn die Inflation in dem Land viel höher ist als in anderen Ländern. Die umgekehrte Beziehung besteht bei sinkenden Zinssätzen, d. h. niedrigere Zinssätze führen tendenziell zu sinkenden Wechselkursen.

Schon alleine durch die Ankündigung der jeweiligen Zentralbank des Landes, die Zinsen zu erhöhen / zu senken, kann die Währung steigen / sinken. Entscheidend dabei ist jedoch, was der Markt zu diesem Zeitpunkt bereits eingepreist hat. Hat der Markt eine Zinserhöhung nicht erwartet, wertet die Währung des Landes oftmals kurzfristig stark auf, kommt es jedoch überraschend zu einer Zinssenkung, führt dies oft zu einer deutlichen Abwertung der jeweiligen Währung am selben Tag. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass höhere Zinsen eine Währung oftmals aufwerten lassen unter ansonsten ähnlichen makroökonomischen Verhältnissen gegenüber der Zweitwährung.

Fundamentaldaten

Wie sich die Währung eines Landes entwickelt hängt ebenfalls auch stark von der Realwirtschaft sowie der finanzwirtschaftlichen Lage des Landes ab. Der mittel- bis langfristige Trend von Bruttoinlandsprodukt und Schuldenstandsquote gibt dabei einen Hinweis auf die finanzielle und wirtschaftliche Situation und Stabilität eines Landes und damit Aufschluss über mögliche Entwicklungen an den Devisenmärkten. Ebenso aber nimmt die Preissteigerung im Land maßgeblich Einfluss auf die Währung. Veröffentlicht ein Land eine (deutlich) höhere als vom Markt erwartete Inflationsrate, so führt dies oftmals zu einer Abwertung der heimischen Währung an den Devisenmärkten. Durch höhere Inflationsraten kann sich die jeweilige Zentralbank des Landes jedoch dazu gezwungen sehen, den entsprechenden Leitzins zu erhöhen. Dies könnte wiederum mehr Kapital anziehen, was folglich die Währung aufwerten lassen würde. Zwangsläufig führt eine niedrige bis gar keine Inflation jedoch nicht automatisch zu einer Währungsaufwertung, da dies ein Zeichen eines fehlenden Wirtschaftswachstumes sein kann. Die Zentralbanken eines Landes geben oftmals das Ziel einer jährlichen Inflationsrate von knapp 2 Prozent aus. Kann diese mittel bis langfristig tatsächlich eingehalten werden, profitiert davon oftmals auch die Währung des jeweiligen Landes.

In der Regel steigt die Währung eines Land mit einer konstant niedrigen Inflationsrate, da ihre Kaufkraft dann im Vergleich zu anderen Währungen zunimmt. Länder mit höherer Inflation verzeichnen hingegen oftmals eine Abwertung ihrer Währung.

Mit einer insgesamt positiven Entwicklung der Volkswirtschaft eines Landes steigt auch dessen Attraktivität für ausländische Kapitalanleger. Die Attraktivität eines Landes als Investitionsstandort wird wiederum durch dessen Fundamentaldaten geprägt – also von der Entwicklung der Einkommen, des Bruttoinlandsproduktes, der Inflationsrate und Zinsen sowie der Entwicklung der Staatsverschuldung.

Kaufkraftparität

Die Kaufkraftparitätentheorie besagt, dass Wechselkurse sich mittel bis langfristig den übergreifenden Inflationsraten anpassen und gleiche Waren und Dienstleistungen für denselben Geldbetrag in unterschiedlichen Ländern erworben werden können. Kostet beispielsweise eine Armbanduhr in den USA $200 und das exakt selbe Modell in Deutschland 160 Euro, so muss nach der Kaufkraftparitätentheorie ein Wechselkurs von EUR/USD 1,25 angenommen werden. Ist dies jedoch nicht der Fall, so sollte sich der Wechselkurs diesem Niveau mittelfristig anpassen, ansonsten herrscht keine Kaufkraftparität zwischen den beiden Währungen. Um das Preisniveau unter verschiedenen Ländern vergleichen zu können, gibt es einzelne Indizes. Nebenbei gibt es auch den sogenannten Big-Mac-Index, welcher die Preise eines Big Macs in verschiedenen Staaten untereinander vergleicht.

Kapitalströme

Kapitalströme machen heutzutage zum großen Teil spekulative Anlagen aus. Sobald Geldanlagen, welche aus der Sicht des Investors in einer Fremdwährung notieren, länderübergreifend ge- oder verkauft werden, beeinflusst dies den entsprechenden Wechselkurs. Investoren werden dabei ihr Geld dort anlegen, wo sie die höchste Rendite erzielen können. Hier muss, um das Geschäft durchführen zu können, die eine Währung (Auslandswährung) gekauft werden und dafür gleichzeitig eine zweite Währung (Heimatwährung) verkauft werden. Investoren aus Deutschland, die aufgrund höherer Zinsen US-amerikanische Staatsanleihen kaufen wollen, beeinflussen somit durch ihre Transaktionen den Wechselkurs EUR/USD mit. Beim Kauf der US-Staatsanleihen (notierend in USD) wird automatisch der Euro zum aktuellen Kassakurs in US-Dollar umgetauscht. In der Kapitalbilanz werden alle finanziellen Transaktionen zwischen Inländern und Ausländern erfasst.

Politische Ereignisse

Politische Ereignisse haben ebenfalls Einfluss auf den Kurs einer Währung. Dabei hängt es jedoch stark von dem Ereignis an sich ab, ob der Wechselkurs kurz-, mittel- oder langfristig beeinflusst wird. Oftmals reagiert der Kurs einer Währung kurzfristig stark auf politische Einflüsse, langfristig werden diese dann jedoch wieder von den wirtschaftlichen Fakten in den Hintergrund gestellt. Die oftmals zitierte Börsenweisheit ‚Politische Börsen haben kurze Beine‘ gilt jedoch mehr für den Aktienmarkt als für den Devisenmarkt. Dies vor allem insbesondere dann, wenn in dem jeweiligen Land ein fester Wechselkurs oder zumindest ein Managed Floating vorliegt, die Zentralbank (oftmals dann gesteuert von der Politik wie in China) also den Wechselkurs vorgibt bzw. in einer bestimmten Bandbreite schwanken lässt. In jedem Fall muss jedoch von Ereignis zu Ereignis geschaut werden, welchen Einfluss die politische Begebenheit auf den Wechselkurs haben kann. Als beispielsweise Donald Trump am 09.11.2016 zum Präsidenten der USA gewählt wurde, verlor der Mexikanische Peso kurz nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses um bis zu 15 % gegenüber dem US Dollar an Wert. Grund dafür waren die von Donald Trump vorher gegebenen Wahlversprechen, eine Mauer zu Mexiko zu bauen, Importe aus Mexiko mit höheren Zöllen zu belegen, um das Leistungsbilanzdefizit der USA gegenüber Mexiko zu verringern und allgemein eine Verschärfung der wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder zulasten Mexikos. Kurzfristig hat der Mexikanische Peso stark negativ auf dieses politische Ereignis reagiert, konnte jedoch bereits in den kommenden Tagen und in den nächsten Wochen wieder einen Teil der Verluste wettmachen. Oftmals sind somit zumindest langfristig die wirtschaftlichen Zahlen und Fakten ausschlaggebend für die Entwicklung einer Währung und nicht politische Agenden.

Technische Analyse

Die technische Analyse geht von der Annahme aus, dass die zukünftige Kursentwicklung des Basiswertes in den historischen Kursverläufen zu finden ist. Beschäftigt wird sich also mit dem Chart und den zurückliegenden Kursmustern, um daraus zukünftige Entwicklungen zu deuten. Fundamentaldaten werden dabei nicht berücksichtigt. Dieser Faktor hat langfristig einen eher untergeordneten Einfluss auf den Wechselkurs, da er alle anderen Einflussgrößen komplett unberücksichtigt lässt, trotzdem sollte dieser Punkt bei der Analyse mitberücksichtigt werden. Kurzfristig, vor allem auf Intraday-Basis, kann die Charttechnik die Wechselkursentwicklung stark mitbeeinflussen. Die Charttechnik ist auch, bis zu einem gewissen Grad, mit der Börsenpsychologie verknüpft, da die Charttechnik von immer wiederkehrenden Verhaltensmustern ausgeht.

Fazit

Bei der Betrachtung der Einflussfaktoren auf die Wechselkurse muss stets zwischen einer kurz und langfristigen Beeinflussung unterschieden werden. Kurzfristig kann die Währung vor allem durch Spekulation, politische Ereignisse und Chartformationen geprägt werden, langfristig jedoch rücken die Fundamentaldaten und gesamtwirtschaftlichen Faktoren der involvierten Länder in den Vordergrund und sind maßgeblich für die Wertentwicklung einer Währung. Wechselkurse werden jedoch, wie gesehen, von vielen verschiedenen Einflussfaktoren bestimmt. Da Volkswirtschaften sich zudem stets verändern und in Bewegung sind, wird der Wert einer Währung auch stetig an den aktuell gegebenen Daten angepasst. Tatsache ist jedoch, dass niemand die Entwicklung von Währungen vorhersagen kann. Trader, Analysten und Herausgeber von Börsenbriefen können dies genauso wenig wie große Finanzinstitute und Banken. Anleger sollten deshalb nie eine Anlageentscheidung am Devisenmarkt ausschließlich aufgrund von Empfehlungen Anderer treffen, sondern die Währung anhand oben genannter Einflussfaktoren abarbeiten. Der große Vorteil des täglichen hohen Handelsvolumens des Devisenmarktes liegt schließlich auch darin, dass die Kursrichtungen von Währungen beinahe nicht manipuliert werden können.