Inflation – Wer profitiert / wer leidet? - PrudentWater
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Inflation – Wer profitiert / wer leidet

ZENTRALE KERNAUSSAGEN

  • Unter einer steigenden Inflation leidet der Gläubiger. Zum selben Zeitpunkt profitiert jedoch der Schuldner von der Inflation, denn mit der Geldentwertung schrumpft der reale Wert seiner Schulden.
  • Die Kurse von herkömmlichen Anleihen fallen oftmals in Zeiten von steigenden Inflationsraten. Gegen die Inflation kann sich der Anleger mittels einer inflationsindexierten Anleihe absichern.
  • Besitzer von Sachwerten wie Immobilien oder Rohstoffen kommen oftmals am besten durch Phasen (stark) steigender Inflationsraten.


Der Staat als großer Schuldner wird immer wieder als Gewinner der Inflation angesehen. Liegt die Inflationsrate über dem Zins, zu dem sich der Staat Geld bei seinen Gläubigern geliehen hat, nehmen die Schulden des Staates real ab. Der Realwert der Verschuldung nimmt umso stärker ab, je höher die Inflationsrate über dem Zinssatz liegt, zu dem er sich durchschnittlich verschuldet hat. Der nominale Wert der Staatsschulden bleibt dabei zwar unverändert, der reale Wert der Schulden sinkt jedoch durch die Geldentwertung. Oftmals haben sich Staaten schon Jahre vorher zu einem festen Zinssatz durch eine herkömmliche Staatsanleihe verschuldet. Dieser Zinssatz wurde in der Vergangenheit festgelegt und lag damals auch noch über der Inflationsrate. Steigt jedoch nun die Inflationsrate über den zu zahlenden fixen Zinssatz, verringert sich der Realwert der Schulden. Alle anderen Schuldner profitieren von einer Inflation ebenfalls, solange der aufgenommene Kredit einen fixen Zinssatz hat und nicht periodisch an die Inflationsraten angepasst wird, wie es beispielsweise bei einem Floater der Fall ist. Zusätzlich profitiert der Staat bei steigenden Inflationsraten aber auch durch höhere Steuereinnahmen wie vor allem durch die Mehrwertsteuer, da durch die Preiserhöhungen bei Waren und Dienstleistungen automatisch auch die darauf zu zahlende Steuer ansteigt. Der Staat ist also doppelter Profiteur der Inflation, da einerseits seine reale Schuldenlast abnimmt und gleichzeitig er höhere Steuereinnahmen erzielt.

Die Inflation lässt die Staatsverschuldung beherrschbarer erscheinen, da diese gegenüber dem nominalen Bruttoinlandsprodukt gemessen wird, welches tendenziell höher ausfällt, wenn der Preisdruck ansteigt. Außerdem nehmen Regierungen in der Regel mehr Steuern ein, wenn die Preise steigen.

Die Privatperson mit ihrem angesparten Geld auf dem Bankkonto leidet hingegen unter einer hohen Inflation, denn diese verursacht einen Wertverlust des Geldes, da der Zinssatz entweder nur zeitverzögert angepasst wird oder unter der abnormalen Teuerungsrate liegt. Eine über dem Zinssatz liegende Inflationsrate sorgt dafür, dass die Kaufkraft des Geldes nach und nach abnimmt. Ein Kaufkraftverlust beschreibt hier, dass trotz unter Berücksichtigung der Zinszahlungen, Privatpersonen für ihre Spareinlagen auf dem Bankkonto weniger Waren beim Einkauf erhalten als noch vor einem Jahr.

Auswirkungen der Inflation auf Aktien und Anleihen

Für die Aktienmärkte ist eine moderat steigende Inflation gewöhnlich positiv, da die Umsätze und Gewinne der Unternehmen mit steigenden Preisen für Güter und Dienstleistungen höher ausfallen. Ein starker Anstieg der Inflationsrate ist hingegen eher negativ für Unternehmen und verursacht in den meisten Branchen Kursverluste. Dies deshalb, weil nun die höheren Umsätze durch die gleichzeitig stark mitansteigenden Herstellungskosten ‘aufgefressen’ werden und so die Gewinne schließlich gedrückt werden. Festverzinsliche Anleihen leiden unter einer stärker ansteigenden Inflation als ursprünglich erwartet, da der Realzins dieser Wertpapiere entsprechend sinkt. Deshalb ziehen sich Investoren aus Anleihen oftmals zurück, sobald die Inflationsrate höher als erwartet ausfällt.

Von steigender Inflation profitieren

Profitieren von einer steigenden Inflationsrate kann der Privatanleger durch eine inflationsindexierte Anleihe. Diese Art von Anleihe bietet ihm einen Schutz vor Inflation, da die einzelnen Kuponzahlungen sowie der Rückzahlungsbetrag an einem Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. Der Anleger kann sogar mittels inflationsindexierter Anleihe auf eine steigende Inflation spekulieren, da, falls es tatsächlich zu steigenden Verbraucherpreisen kommt, Kursgewinne mit dieser Anleihe erzielt werden. Ebenso werden aber auch Investitionen in Rohstoffe als Absicherungsvehikel oder Hedge gegen eine steigende Inflation genutzt. Vor allem dient Rohöl unter Großinvestoren gelegentlich als Hedge gegen hohe Inflationsraten, welche den Kurswert ihrer Anleihen fallen lässt.

Fazit

Gewinner der Inflation sind die Schuldner, Verlierer der Inflation sind hingegen die Gläubiger, vorausgesetzt die Zinssätze sind über die Kreditlaufzeit fix und nicht variabel. Kreditgeber leiden zusätzlich unter einer steigenden Inflation, da der Anteil an Krediten, die ausfallen und nicht mehr ordnungsgemäß von den Schuldnern getilgt werden können – sogenannte notleidende Kredite – deutlich ansteigen kann. Je stärker und hartnäckiger die Inflation jedoch ausfällt, desto mehr Leute leiden letztendlich auch unter ihr. Denn starke Inflationsraten über einen mittel bis langfristigen Zeitraum haben in der Vergangenheit auch immer zu einer gleichzeitig ansteigenden Arbeitslosigkeit geführt.