Auch Zinsrisiko
engl. Interest Risk
Das Zinsänderungsrisiko beschreibt eines der zentralen Risiken von Geldanlagen in festverzinsliche Wertpapiere. Dabei handelt es sich um die Gefahr, dass sich das Zinsniveau am Markt (Marktzins) ändert und der Anleger dadurch einen Wertverlust erleidet bzw. ihm höhere Zinseinnahmen verloren gehen. Für Anleger, die in Anleihen investieren, sollte das Zinsrisiko stets berücksichtigt werden, da es einen großen Effekt auf den Wert einer Anleihe haben kann.
Der Zusammenhang zwischen Zinsen und Anleihenkurse wird folgendermaßen definiert:
Steigen am Markt die Zinsen, so sinken die Kurse der Anleihen. Fallen hingegen die Zinsen, so steigen die Kurse der Anleihen.
Negatives Szenario der Zinsentwicklung für den Anleger:
Besitzt ein Anleger eine Anleihe mit einer Restlaufzeit von 8 Jahren und einer festen Verzinsung von 5 %, so wird diese Anleihe im Kurs fallen, wenn allgemein die Zinsen am Markt steigen. Steigt der Marktzins auf 6,5 %, werden Anleger nicht länger bereits sein, die Anleihe zum Nominalwert (100 %) zu kaufen, da der Markt ja schließlich mittlerweile bessere Zinsen bietet. Investoren sind somit nur noch bereit, die Anleihe unter 100 % zu kaufen, da neue Käufer dann durch Kursgewinne den niedrigeren Kupon ausgleichen können. Dieser Kursgewinn ist die Differenz zwischen Kaufkurs (unter 100 %) und Nominalwert (100 %). Bei einer Standard-Anleihe wird nämlich der Emittent die Anleihe bei Fälligkeit zu 100 % zurücknehmen. Der Besitzer der 5 %-Anleihe kann natürlich jederzeit die Anleihe verkaufen und das Geld in eine höher verzinsliche Geldanlage investieren, dann jedoch würde er einen Kursverlust erleiden. Durch die aus seiner Sicht negative Entwicklung des Zinsniveaus ist der Anleger somit quasi an seine Geldanlage mit Festzins gebunden, er kann somit nicht an den mittlerweile höheren Zinsen partizipieren.
Positives Szenario der Zinsentwicklung für den Anleger:
Die Entwicklung der Marktzinsen kann jedoch auch positiv für den Anleger sein. Fallen nämlich die Zinsen am Markt auf beispielsweise 3 %, so wird der Kurs der Anleihe steigen. Der Anleger erhält weiterhin seine jährliche Kuponzahlungen in Höhe von 5 %, er kann die Anleihe nun jedoch vorzeitig zum aktuellen Kurs verkaufen. Macht er es nicht erhält er weiterhin seine jährliche Kuponzahlung in Höhe von 5 % und die Anleihe wird bei Fälligkeit ebenso zu 100 % getilgt. Verkauft er sie doch vorzeitig, so erhält er zwar keine Zinszahlungen mehr, erzielt aber einen Kursgewinn. Davon ist jedoch eher abzuraten, da er sich noch den hohen Zinssatz gesichert hat. Dadurch das mittlerweile die Zinsen am Markt gefallen sind, wird es unmöglich für ihn werden, Anleihen mit gleich hoher Sicherheit und gleich hohem Kupon zu finden.
Sowohl Emittenten als auch Anleger können sich jedoch mittels Floater gegen das Zinsrisiko absichern bzw. dieses stark reduzieren, da bei Floatern periodisch eine Zinsanpassung an das aktuelle Marktzinsniveau stattfindet. Außerdem kann sich mittels Forward Rate Agreement, Zinsfuture und Zinsswap gegen das Zinsrisiko abgesichert werden, es handelt sich jedoch in letzteren Fällen um außerbörslich gehandelte Derivate, die teilweise sehr strukturiert und für den Privatanleger nicht erreichbar sind.
Es gibt mehrere Gründe dafür, warum sich die Marktzinsen ändern. Eine Verschlechterung der Konjunktur führt oftmals zu fallenden Zinsen. Dies hängt damit zusammen, dass festverzinsliche Wertpapiere in schlechten Zeiten als ‘Sicherer Hafen’ angesehen werden. Die Bonität des Emittenten spielt dabei jedoch auch noch eine wichtige Rolle. Eine Verbesserung der Konjunktur führt dementsprechend zu steigenden Zinsen. Hohe Inflationserwartungen führen ebenso zu steigenden Zinsen, wohingegen Deflationserwartungen zu fallenden Zinsen führen können.