Kreditderivat - Definition & Erklärung - PrudentWater
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Kreditderivat

Auch Kreditausfallversicherung
engl. Credit Derivative

Bei einem Kreditderivat handelt es sich um ein Finanzinstrument, mit dem das Kreditrisiko von einer Partei (Sicherungsnehmer) auf eine andere Partei (Sicherungsgeber) übertragen werden kann. Bei dem Sicherungsnehmer handelt es sich oftmals um eine Bank oder ein anderes Finanzinstitut, welche den Kredit ursprünglich ausgegeben hat, nun jedoch nicht mehr weiter das Risiko eines Zahlungsausfalles oder Zahlungsverzuges tragen möchte. Mittels Kreditderivat kann nun der Sicherungsnehmer dieses Kreditrisiko zu einem anderen Marktteilnehmer transferieren. Von da an übernimmt der Sicherungsgeber das Risiko, dass es bei dem Kredit zu einem Kreditereignis kommt. Dafür muss der Sicherungsnehmer jedoch dem Sicherungsgeber eine Art Gebühr in Form einer jährlichen Prämie bezahlen. Bei einem Kreditderivat wird jedoch lediglich das Kreditrisiko transferiert, der Basiswert, also der Kredit, wird dabei nicht auf den Sicherungsgeber übertragen. Einer der Vorteile eines Kreditderivates liegt darin, dass illiquide Kreditrisiken für Investoren abseits des ursprünglichen Kreditmarktes handelbar gemacht werden können.

Beispiel für ein Kreditderivat

Bank A besitzt italienische Staatsanleihen über 5 Millionen Euro. Die Bank möchte sich jedoch gegen ein möglicherweise aufkommendes Kreditereignis absichern. Dazu kauft sie von Bank B ein Kreditderivat in Form eines Credit Default Swap mit einer Laufzeit entsprechend der Laufzeit der Anleihen. Bank A bezahlt nun Bank B eine jährliche Prämie in Höhe von 100 000 Euro, ist damit jedoch gegen ein in den Kreditderivatebedienungen festgelegtes Kreditereignis abgesichert. Falls nun Italien seine Anleihen tatsächlich nicht zurückzahlt, so muss Bank B der Bank A 5 Millionen Euro erstatten. Kommt es jedoch während der gesamten Laufzeit zu keinem Kreditereignis, so kann Bank B die jährliche Prämie als Gewinn ‘einstreichen’.

Vorteile für den Sicherungsnehmer

Ein Kreditderivat kann von der Bank eingesetzt werden, um offene Kreditpositionen abzusichern. Für die Bank besteht durch den Einsatz von Kreditderivaten die Möglichkeit zur Risikoallokation. Sie kann sich somit vor möglichen Zahlungsverzögerungen oder gar Zahlungsausfällen schützen, indem sie Kreditrisiken an Investoren, welche bereit sind diese zu übernehmen, überträgt.

Vorteile für den Sicherungsgeber

Die Käufer von Kreditderivaten erhalten die Möglichkeit an den zuvor illiquiden und für sie nicht handelbaren Kreditmarkt heranzutreten. Ähnlich wie bei einer Bank können Sicherungsgeber Einnahmen und Gewinne durch die Vergabe von Krediten an sowohl private als auch öffentliche Schuldner erzielen. Darüber hinaus bietet es ihnen die Möglichkeit der Diversifikation. Der Sicherungsgeber erhält eine Prämie für das übernommene Risiko, kommt es während der Laufzeit zu keinem Ereignis, so entspricht diese Prämie den Gewinn für den Käufer des Derivates. Ähnlich wie bei jeder Aktie kann sich der Wert bzw. der Kurs des Kreditderivates positiv entwickeln. Der Anleger kann also nach einer positiven Wertentwicklung das Kreditderivat gewinnbringend weiterverkaufen.

Arten von Kreditderivaten

Ein Credit Default Swap ist die häufigste Form eines Kreditderivates. Ebenso handelt es sich auch bei dem Credit Default Note, dem Total Return Swap und der Credit Option um ein Derivat, mit dem Kreditrisiken gehandelt werden können.
Bei dem Basiswert des Kreditderivates muss es sich jedoch nicht unbedingt um einen Kredit handeln. Ebenso kann eine Anleihe als Underlying dienen.

Strukturierung eines Kreditderivates

Bei einem Kreditderivat wird nicht der zugrunde liegende Kredit ausgetauscht bzw. vom Sicherungsnehmer auf den Sicherungsgeber übertragen, sondern es wird lediglich das Risiko eines Credit Event übertragen. Das Kreditrisiko wird somit von dem zugrunde liegenden Kredit separiert und anschließend auf den Sicherungsgeber übertragen.
Kommt es tatsächlich zu einem Kreditereignis, so hat der Sicherungsgeber an den Sicherungsnehmer eine Ausgleichsleistung zu erbringen, die den Verlust kompensiert, der durch den Ausfall des Referenzaktivums (Kredit oder Anleihe) entstanden ist. Der Sicherungsnehmer hat den Sicherungsgeber für die Verlustübernahme eine Art Risikoprämie zu zahlen. Diese muss in der Regel viertel-, halb- oder ganzjährig in Basispunkten auf den Nennwert des Referenzaktivums geleistet werden.

Kreditereignis

Bei dem Kreditereignis kann es sich um einen kompletten Ausfall des Kredites handeln, um einen Zahlungsverzug, um eine Sanierung des Referenzschuldners, um eine Veränderung des Ratings des Schuldners oder auch um eine Veränderung des Credit Spreads. Was als Kreditereignis gilt, wird jedoch vorab genau in den Rahmenbedienungen des Kreditderivates festgehalten.

Handelbarkeit für den Privatanleger

Kreditderivate werden ausschließlich außerbörslich gehandelt. Der Privatanleger kann jedoch beispielsweise über die Eurex Kreditderivate handeln. Dabei handelt es sich um einen Future auf verschiedene Indizes der iTRAXX-Familie. So existiert ein Future auf den iTraxx Europe, welcher Credit Default Swaps von 125 europäischen Unternehmen abbildet, deren Rating im Investment Grade Bereich liegt. Außerdem können Kreditderivate über einen Kredit-ETF gehandelt werden. Dieser Kredit-ETF bildet dann die Wertentwicklung der Absicherungskosten für Forderungen gegenüber den in dem ETF enthaltenen Unternehmen ab.